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Gesamtansicht. Aufbewahrung in Buch, welches wiederum in ein Lederetui eingeschlagen ist. Zeitgenössische Beschreibung von Rudolf Wolf: [...] Das besagte Instrumentchen besteht aus einer quadratischen Messingtafel von etwa 6½ cm Seite, welche in der Mitte eine Bohrung von circa 2 mm Durchmesser zeigt, um welche sich unabhängig von einander theils ein in die Tafel eingelassener, in 2 x 12 Stunden und ihre Viertel getheilter Kreis von etwa 4½ cm Durchmesser, theils eine, einen verlängerten Radius bildende und entsprechend der "Linea fiducie" der ältern Winkelinstrumente construirte, sog. "Regel" von 5½ cm Länge, drehen. Den beweglichen Kreis umgeben feste Kreise, deren äusserer in die 12 Zeichen und ihre Sechstel getheilt ist, während der innere die 12 Monate, sowie von 5 zu 5 auch ihre Tage zeigt. Dabei entsprechen sich, wie es bei dem damals in St. Gallen noch gebrauchten Kalender sein musste, Anfang Widder und elfter März, und überdiess sind Beide so gestellt, dass die Regel, wenn sie nach unten gerichtet ist, etwa auf den 21. October und den siebenten Grad des Scorpions fällt, in der Meinung, dass am 21. October sowohl die Sonne, als der zum Richtstern gewählte Kochab (? Ursae minoris) die Länge von 217° besitze. Während somit die Vorderseite des Instrumentchens wesentlich dem von Sebastian Münster in s. "Fürmalung und Künstlich beschreibung der Horologien. Basel 1537 in fol." beschriebenen Nocturnal entspricht, zeigt die Rückseite als Hauptbestandtheil einen in Grade abgetheilten Quadranten von nahe 6 cm Radius, dessen Null bei verticalem Stande des zugehörigen Radius ein Lothfaden entspricht, während der Radius von 90°der durch zwei kleine Absehen bestimmte Visirlinie parallel ist; man hat somit einen Höhenquadranten, bei welchem der Lothfaden als Zeiger functionirt. Ein äusserer Bogen von 47° Länge, dessen Mitte mit 43°, d. h. der ungefähren Aequatorhöhe von St. Gallen, correspondirt, und dem "Zodiacus" beigeschrieben ist, zeigt die ekliptischen Zeichen in der Weise, dass für jede Länge der Sonne an dem Quadranten ihre Mittagshöhe abgelesen werden kann. Das Innere des Quadranten ist nebensächlich mit einem "Purbach'schen Quadratum geometricum" und einem Systeme von Kreisen aufgefüllt, welche offenbar eine Art Sonnenquadrant constituiren, [...] - noch eher, aber auch nicht völlig, mit dem durch Sacrobosco auf uns gekommenen arabischen Sonnenquadranten. In der verlorenen Ecke ausserhalb des Quadranten endlich ist eine die Tagesregenten schematisch darstellende Figur angebracht. [...] (Verzeichnis Wolf 1873)